/// Das lange brennende Mikro
Der mit einem Studiomikrophon von Brauner dotierte Jurypreis geht an:
Iranian Voices – Republik der Verrückten von Oliver Kontny
Teaser: Iranian Voices – Republik der Verrückten
Die literarischen, dokumentarischen und musikalischen Elemente, die sich Oliver Kontnys Hörspiel „Iranian Voices – Republik der Verrückten“ zu einer radiophonen Gesamtkomposition vereinigen, würden schon für sich alleine gesehen Stoff für ein Hörspiel, ein Feature und ein Klangkunststück ergeben. Die altpersische Liebesgeschichte von Laila und Madjnun lässt sich mühelos an gegenwärtige Liebes- und Genderdiskurse anschließen. Die Nachrichten aus der misogynen und homophoben Welt der verrückten islamischen Republik Iran befeuern die politischen Diskussionen um Freiheit und Emanzipation aus islamistischen oder anderen Diktaturen. Die Musik des Gitarristen und Komponisten Marc Sinan schließlich erfüllt nie eine nur folkloristisch-illustrative Funktion, sondern ist hörbar von Einflüssen der Neuen Musik und (in ihren vokalen Passagen) des Free-Jazz geprägt. Die Sprechhaltungen der Stimmen in „Iranian Voices“ variieren: vom kühl-sarkastischen Konstatieren staatlich sanktionierter Grausamkeiten bis hin zu chorischer Hysterie bei ihrer Verteidigung in einer Gerichtsverhandlung. Insgesamt ergibt sich ein formal wie inhaltlich ungemein reichhaltiges Stück und eine – trotz des teilweise bedrückenden Themas – lustvolle Überforderung des Hörers, der bei jedem Hören neue Dimensionen des ebenso literarischen wie realitätsgesättigten Stückes entdecken wird.
Lobende Erwähnung für Odyssee von Suzanne Hensel und Carsten Schneider
Mit ihrem Hörspiel „Odyssee“, das im Umfeld einer Theaterinszenierung entstanden ist, gelingt Suzanne Hensel und Carsten Schneider ein neuer Zugriff auf einen der meist behandelten Stoffe der Weltliteratur. Im wechselnden Modus von Zitation, Imagination und Von-sich-selbst-Reden schreiben die jungen und alten Stimmen der Mitwirkenden die mythische Geschichte von Odysseus, Penelope und Telemachos auf dem Hintergrund ihren eigenen Erfahrungswelten fort. Hautnah erlebt man aus verschiedenen Perspektiven die Verfertigung des Mythos beim Reden. Seinen packenden dramatischen Rhythmus bekommt das Stück trotz, beziehungsweise gerade wegen, der weitgehenden Beschränkung der akustischen Mittel auf Schnitt und Montage.
Lobende Erwähnung für Nur Berlin ist auch zu viel!!! von N.J. Lehmann
Teaser: Nur Berlin ist auch zu viel
Dass nur Berlin auch zu viel sein kann, wissen Eingeborene und Zugezogene gleichermaßen. N.J. Lehman erlaubt in seinem Hörspiel einen unverstellten Einblick in den Mikrokosmos einer Beziehung, die sich nicht nur im Stereobild aneinander vorbei entwickelt. In der Gesamtkomposition vermittelt sich dem Hörer, der sich darauf einlässt, auf sehr sinnliche Weise ein besonderes Lebensgefühl. Die unperfekte Ästhetik in Aufnahme und Montage unterstreicht die authentische Anmutung seiner Protagonisten, die ihren Platz in der Welt und in der Stadt noch suchen. Dabei möchten wir sie und ihren Autor ermutigen.
/// Das kurze brennende Miko
Das mit einem Studiomikrophn von Røde dotierte Publikumspreis geht an:
Buzzer von Annette Scheld – ein halbdokumentarisches Stück über einen russischen Kurzwellensender, der seit Jahrzehnten mit kleinen Unterbrechungen 25 Mal pro Minute einen Brummton sendet.
2. Platz Der Wahnsinn des Dokumentaristen von Gabi Schaffner
Teaser: Der Wahnsinn des Dokumentaristen
3. Platz Malinka von Johan Andrén
/// Das glühende Knopfmikro
Der mit einem Originalkopf-Mikrophon von Soundman Berlin dotierte Publikumspreis geht an:
Ich mach’s kurz: berufstätig von Jan Frederik Vogt – eine Frau teilt ihre Freude über ein prekäres Arbeitsverhältnis dem Anrufbeantworter ihrer Freundin mit.
Den zweiten Platz teilen sich bei Stimmengleichheit
Konkret gesagt – Baufrau von Christian Berner
und
Die Menschen eines Tages von Suzanne Hensel und Carsten Schneider